Die wichtigste Lektion die wir gelernt haben, vorweg: wenn ihr eine Stute besitzt und sie ist lahm und kein Tierarzt findet eine Lösung und schlägt euch stattdessen vor, ihr ein Jahr Pause auf der Koppel zu gönnen – nützt es NICHT um ein Fohlen in die Welt zu setzen. Diffuse Lahmheiten sind nicht gerade ein Empfehlungsschreiben für eine erfolgreiche Karriere als Zuchtstute.
Unschwer zu erkennen, dass wir uns nicht daran gehalten haben. Der Wunsch nach einem Fohlen, das wir selber unter besten Bedingungen aufziehen, mit viel Liebe ausbilden und bei dem wir an nichts sparen würden (wie gerne würde ich meinem damaligen Ich den Scheibenwischer zeigen angesichts dieser überbordenden Naivität), war einfach zu groß.
Als enthusiastische Jungzüchterin hält man sich nicht lange auf mit dem Studium von Blutlinien, Genetik, den mendelschen Regeln oder ähnlichem, man sucht sich einen Hengst aus, den man überragend findet und hofft darauf, dass sich die guten Merkmale beider Partner durchsetzen. Ok man versucht Inzucht zu vermeiden aber von testbaren Erbkrankheiten war damals (2007/2008) noch keine Rede.
Als der Entschluss gefasst war und wir uns auf die Partnersuche für Saphira begaben, erinnerte ich mich an ein unglaublich beeindruckendes Pferd das mir auf einem Turnier aufgefallen war und ich recherchierte seine Abstammung (leider war das Super- Pferd selbst ein Wallach). Sein Vater war kein Unbekannter, es handelt sich um Hohenstein (von Caprimond) vom Klosterhof Medingen nahe Hamburg. Natürlich kauft man nicht einfach TG Samen ein von einem Pferd, das man nie gesehen hat und von dessen Charakter man sich nicht selbst überzeugt hat. Kurzerhand sind wir mit ein paar Freunden nach Hamburg geflogen und haben uns vor Ort ein Bild gemacht. Auf dem Klosterhof wurden wir sehr freundlich empfangen, die Pferde professionell vorgestellt und alle unsere Fragen beantwortet, wir wurden nicht enttäuscht, Hohenstein ist ein höchst beeindruckendes Pferd.
Zurück in Wien hat uns ein Gespräch mit unserer Tierärztin auf den Boden der Tatsachen geholt. Als wir mit ihr unser Ansinnen besprachen meinte sie, dass TG Sperma keine so hohe Erfolgsrate hat wie frisches, besonders bei Stuten die noch nie ein Fohlen hatten. Sie empfahl uns, es doch mal bei einem anderen Sohn von Caprimond zu versuchen der in Österreich seinen Dienst versieht. So sind wir dann bei Caprigold am Römerhof in Mannswörth gelandet. Zweifellos ein Pferd mit traumhaften Bewegungen und noch dazu wunderschön.
Die Stute war allerdings anderer Meinung, erstmal wurde sie ewig nicht trächtig und dann resorbierte sie den Embryo wieder. Sie hat den Hengst gesehen als sie zur Besamung auf dem Römerhof gewohnt hat, vielleicht war er einfach nicht ihr Typ. Ja ich gebe zu, ich finde den Gedanken schön, dass sich die Eltern unseres Fohlens „kennen“. Jedoch war diese Romanze auch im nächsten Jahr beim neuerlichen Versuch nicht von Erfolg gekrönt. Und wieder half unsere Tierärztin als Zuchtberaterin aus: vielleicht passt es einfach nicht zwischen den beiden, nehmt doch den Nachbarn, der ist auch schön!
Und so kam Caprigolds Boxennachbar – Lancino de L – zu unverhofften Vaterfreuden, denn Saphira wurde beim ersten Versuch trächtig und hat am 11. Mai 2010 unsere kleine Lola geboren, das Züchterglück war perfekt… und Lola ist eine fast exakte Kopie ihrer Mutter, da fragt man sich – was war jetzt die Leistung von dem Hengst?