Wann haben wir zum ersten Mal bemerkt, dass unser Pferd anders ist als andere? Anzeichen gab es schon früh, doch am Anfang findet man alle möglichen Erklärungen warum etwas noch nicht so richtig toll ist (mit mehr Training/Gewöhnung/besserem Wetter/besserem Equipment/besseren Bodenverhältnissen/mehr oder weniger Futter/… wird sicher alles super)…
Lola ist in einer kleinen Herde im Weinviertel aufgewachsen, als Fohlen und Jungpferd hatte sie drei wunderbare Grundgangarten, ist aber am liebsten herumgaloppiert oder war am Grasen, traben hat man sie selten gesehen. Schon damals wurde ihr von der Stallbesitzerin eine „dunkle Seite“ attestiert, Stef und ich haben darüber Witze gemacht. Damals wie heute fiel ihr das geschlossen Stehen (und stehen bleiben) schwer, sie fing an exzessiv mit den Vorderhufen zu scharren und war herausgefordert beim Hufe geben (speziell hinten). Außerdem wurde sie sehr gerne gekrault… seit ihrem ersten Lebenstag würde sie sich am liebsten auf einen draufwerfen für eine kräftige Massage.
- Hufe geben schwierig (Gleichgewichtsverlust)
- Massage (ja bitte dauernd)
- Scharren
- Geschlossen stehen (bleiben) (Gewicht war nie gleichmäßig auf den vier Hufen verteilt)
Wir haben uns mit dem Anreiten sehr viel Zeit gelassen, mit drei Jahren langsam angefangen sie an Equipment aller Art zu gewöhnen – Satteldecken, Longiergurt, Kappzaum, Sattel, Zaumzeug, viel vom Boden gearbeitet und longiert. Dabei waren wir schon mit allerhand Themen konfrontiert. Longieren war so gar nicht die Sache von Lola, es fiel ihr schwer auf dem Zirkel zu laufen, selbst wenn die Halle so unterteilt war, dass es optisch keine „offene Seite“ gab brach sie häufig über die Schulter aus und wehrte sich gegen die Biegung. Galoppieren fiel ihr sehr schwer an der Longe, allerdings konnte sie ohne Probleme den Galopp fliegend wechseln, wenn sie falsch abgesprungen war (was sehr häufig der Fall war). Das Angaloppieren war meistens von Buckeln begleitet. Wir haben keine Hilfszügel verwendet. Sobald sie eine Trense im Maul spürte riss sie heftig gegen den Zügel, auch das ist bis heute so. Das Reißen ist unabhängig von der Art des Gebisses und wird erst weniger, wenn sie in Bewegung ist.
- Ausbrechen auf dem Zirkel
- Galoppieren
- Anreißen
Außerdem schien sie nach einem Pausentag nicht frischer zu sein, so wie andere Pferde, im Gegenteil, sie war steifer und lief stark auf der Vorhand. Sie trabte gerne mit der Nase im Sand und hielt den Kopf ganz tief. Manchmal konnte man schon beobachten, dass sie die Hinterbeine schleifen ließ. Lola war außerdem sehr heikel beim Putzen, Bauch und Flanken zu berühren wurde mit Schnappen, Schweifschlagen und manchmal Stampfen quittiert. Natürlich haben wir schon damals versucht, allem Unwohlsein auf die Spur zu kommen aber mit mäßigem Erfolg. Alle paar Tage hatte sie ihre „verrückten Minuten“ und sie ist entweder auf der Koppel, in der Halle oder wo sich sonst Gelegenheit ergab völlig entfesselt herumgesprungen oder galoppiert. Wenn sie das überstanden hatte, ohne sich zu verletzen war sie am nächsten Tag wunderbar entspannt und gut drauf.
- Steif nach Pausentag
- Empfindlich beim Putzen
- Verrückte Minuten
- Tiefe Haltung beim Traben
- Schleifende Hinterbeine
Unsere ersten Reitmonate gaben sehr viel Anlass zur Hoffnung und wenn Lola entspannt und locker war konnte man sie perfekt sitzen, sie hatte leichte Anlehnung und man wurde von ihren schwingenden Bewegungen einfach mitgenommen. Fühlte sich wunderbar an und sah auch so aus und wenn man das erlebt und dieses Gefühl abgespeichert hat ist das ein Zielzustand den man immer wieder erreichen möchte. Es war also nicht alles schlecht, im Gegenteil, wir hatten das Gefühl, dass wir unsere Herausforderungen nach und nach lösen würden und Lola zu reiten machte zu diesem Zeitpunkt einfach Spaß. Nach und nach jedoch stellten sich diffuse Taktstörungen ein, Schwierigkeiten mit der Balance in Wendungen und beim Wechsel in eine niedrigere Gangart (langer Bremsweg). Also haben wir erst mal wieder mit Reiten aufgehört und sie nochmal komplett von der Tierärztin durchchecken lassen…
- Taktstörungen
- Balanceverlust in Wendungen
- Wechsel in langsamere Gangart schwierig